Der Morgen danach – Wenn Braut und Bräutigam mit Konfetti im Haar aufwachen
Ein Erfahrungsbericht in Schmerzmitteln, Brötchenkrümeln und verwischtem Lippenstift.
Irgendwann zwischen dem letzten Walzer, dem zwölften Sekt und der plötzlich brennenden Hochzeitstorte muss es passiert sein: Die Hochzeit war vorbei – und wir waren offiziell verheiratet. Yay! Zumindest glauben wir das noch immer, auch wenn der Standesbeamte ein bisschen wie Florian Silbereisen aussah und uns irgendwann ein völlig fremdes Kind eine Glückwunschkarte überreichte. Aber das ist eine Geschichte für später.
Jetzt ist morgen. Und morgen ist… aua.
Kapitel 1: Aufwachen ist nichts für Anfänger
Es beginnt mit einem leisen Stöhnen. Ich weiß nicht, ob es von mir oder meinem frischgebackenen Ehemann kommt. Wahrscheinlich von uns beiden. Die Sonne scheint viel zu grell durch die Vorhänge, mein Kopf pulsiert im Rhythmus des letzten DJ-Sets und irgendwo klebt mein Brautkleid noch am Fußende des Bettes. Halb ausgezogen, halb aufgegeben. Wie ich.
Er liegt neben mir, zerknittert wie die Danksagungskarten, die wir noch schreiben müssen. Seine Frisur sieht aus, als hätte sich ein Eichhörnchen eingenistet. Ich will „Guten Morgen, Ehemann!“ sagen, aber es kommt nur ein kehliges „Urrghmm.“
Kapitel 2: Frühstück oder Flucht?
Mit letzter Kraft schleppen wir uns in die Küche der Ferienwohnung. Jemand – vermutlich ein Engel in Menschengestalt – hat uns eine Notfallkiste hingestellt: Aspirin, Wasser, Laugengebäck und eine sehr motivierende Karte mit der Aufschrift „Ihr habt’s geschafft!“ Danke, liebe Trauzeugin. Du bekommst einen extra Platz im Himmel.
Wir kauen schweigend. Er trinkt stilles Wasser wie ein Höhlenbewohner nach der Eiszeit. Ich halte mich an einer kalten Brezel fest. Unsere Kommunikation besteht aus Blicken, die sagen: „War’s das wert?“ – „Ja.“ – „Wirklich?“ – „Frag mich nach dem zweiten Aspirin.“
Kapitel 3: Rückblicke mit Lücken
Langsam tröpfeln Erinnerungen zurück. Irgendwer hat Macarena getanzt – im Tüllrock. Jemand anderes hat versucht, auf dem Geschenketisch zu schlafen. Jemand (okay, ich) hat gerührt „Atemlos“ mitgeschrien. Ich glaube, meine Oma hat mit dem Barkeeper geflirtet.
Wir scrollen durch erste WhatsApp-Bilder. Mein Mann (wow, das ist noch ungewohnt!) sieht auf einem Foto aus, als hätte er die Ehe mit dem Tequila geschlossen. Ich selbst ähnele einem Pandabär mit Glitzer im Dekolleté. Aber hey – wir sehen verheiratet aus. Und das ist, wie man so schön sagt: der Sinn der Sache.
Kapitel 4: Der Tag danach – oder: Jetzt wird’s ernst (aber nicht zu ernst)
Irgendwann fällt es uns wie ein Reisregen wieder ein: Wir sind jetzt ein Ehepaar. Offiziell. Mit Trauschein und allem. Zwischen Brummschädel und Buttercroissant schleicht sich ein merkwürdig schönes Gefühl ein: Wir haben’s geschafft. All die Planung, die nervigen Tischnachbarn, der Streit über Serviettenfarben – vorbei. Jetzt beginnt… das echte Leben.
Mit Kater, Kaffeetasse und einem leichten Glitzerschleier auf der Stirn.
Kapitel 5: Tipps aus dem Überlebensmodus
Weil wir uns trotz Kopfschmerzen noch ein bisschen als Wohltäter der Menschheit fühlen, hier unsere frisch gebackenen Tipps für alle zukünftigen „Morgens danach“:
-
Lasst euch Frühstück bringen. Am besten von Menschen, die euch lieben. Oder wenigstens nicht verurteilen.
-
Versteckt euer Handy. Die Versuchung, peinliche Videos sofort zu löschen, ist groß – aber manchmal ist Lachen der beste Katerkiller.
-
Habt keine Erwartungen. Ihr werdet nicht frisch und verliebt aufwachen wie im Film. Ihr werdet aufwachen wie zwei Krieger nach der Schlacht. Und das ist völlig okay.
-
Macht Fotos. Ihr werdet nie wieder so erschöpft und glücklich aussehen.
-
Schaut euch an. Wirklich. Trotz aller Falten, Ränder und Glitzerreste. Das ist Liebe – roh, echt, verkatert.
Fazit: Der Morgen danach tut weh. Aber er ist wunderschön.
Nicht wegen der Kopfschmerzen, nicht wegen der Brezel – sondern, weil er euch zeigt: Ihr habt’s zusammen durchgezogen. Vom ersten Kuss bis zum letzten Tanz. Und wenn ihr das geschafft habt, dann schafft ihr auch alles, was danach kommt. Sogar den Abwasch.
Oder wenigstens den Anruf bei der Schwiegermutter.
Cheers – auf die Liebe, den Kater und euch zwei!